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... anbei ein paar Stichwörter, sachdienliche Hinweise und Hintergrundwissen zum schmökern ...
Das Vergolderhandwerk
Der Vergolder(meister)
Der Vergolder ist ein vielfältiger, kreativer Handwerksberuf. Seine charakteristische Tätigkeit ist die besondere Fähigkeit der Verarbeitung des Werkstoffs Blattgold und allen handelsüblichen Blattmetallen. Die Bezeichnung Vergolder/Fassmaler/Kirchenmaler/Stubenmaler/(Weiß-)Putzer beschreibt die Spezifikation dieses Berufes, das Herstellen geeigneter, materialschlüssiger Bau- oder Objekt-Malgründe, das Fassen, das Bemalen und Gestalten von Grund- und Oberflächen. Der Vergolder bietet aber mehr als nur ein Anstrich. Der Vergolder gehört zu der Berufsgattung der Maler, Weißmaler, Stukateur und beinhaltet daher auch den Aufbau historischer Putz- und Malgründe. Der Vergolder stellt den Spezialist für Vergoldungen, Fassen, Dekorationsmalen, Illusionsmalen, Schriftenmalen, Ornamentmalen etc. Unter regionalen Berufsbezeichnungen finden wir auch Kirchen- und Fassmaler, Weiß-, Haus- und Stubenmaler u. a.
Der Vergolder bearbeitet Objekte traditionell aus Holz, Stuck oder Metall und veredelt deren Oberfläche durch die Auflage verschiedener Blattmetalle. Heute kommen neue, zeitgemäße Materialien zur Beschichtung dazu. Die Ornamentierung von Oberflächen in verschiedenen, zeichnerischen und malerischen Techniken sowie das Aufbringen von plastischen Verzierungsmassen, gehören ebenfalls zu den fachspezifischen Merkmalen dieses Berufs.
Die Fassmalerei beinhaltet neben der farblichen Gestaltung von Figuren und Möbeln, auch die Erzeugung bestimmter Materialimitationen wie Marmor- und Holzmalerei (Faux-Finish).
Bevor allerdings die Veredelung mit Blattmetall und/oder Farben gefertigt werden kann, muss dem Objekt- oder Baukörper ein in sich schlüssiges Putz-, Kalk- und Malgrundsystem vorgreifen.
Traditionelle Arbeitsgebiete des Vergolders sind seit jeher die Ausstattung von Kirchen und Schlössern, die Vergoldung von Statuen und Monumenten sowie die Herstellung von
Bilderrahmen. Heute gehört auch die Reinigung, Restaurierung, Sanierung und Konservierung der entsprechenden Objekte und Projekte zum Tätigkeitsfeld dieses Berufes.
Blattgold
Goldschläger
Blattgold wird von Goldschlägern hergestellt und ist ein Handwerk mit über funftausend jähriger Tradition. Bereits in der Zeit der Pharaonen haben Goldschläger echtes Blattgold in der uns heute geläufigen Blattstärke hergestellt.
Das reine Rohgold oder spezielle Legierungen mit Gold, Platin, Silber, Kupfer u.a. wird geschmolzen und in 2 mm dicke Zainen (Barren) gegossen. Die Legierungen sind für den Goldfarbton verantwortlich. Die Zaine wird mehrfach geglüht und im noch glühenden Zustand geschmiedet, um die Geschmeidigkeit des Goldes zu bewahren. Danach wird das Gold zu einem ca. 6 cm breiten Goldband gewalzt und in Quadrate geschnitten. 400 bis 600 dieser Quartiere werden zu einer Quetsche zwischen Pergamentpapier zu einem Paket übereinander gelegt (Pergament, Gold, Pergament, Gold, Pergament, Gold ect.) Der Goldschläger schlägt das Gold in mehreren Arbeitsgängen unter Drehen des Paketes immer wieder mit einem Federhammer oder heute mit einem Schlagco bis auf etwa 1/1000 mm aus. Das nun „gewachsene“ Gold (ca. 12 x 12 cm) wird dem Paket entnommen und erneut zu vier Quadraten je Blatt in ein neues Paket geschichtet. Es werden wieder 400 bis 500 Blatt zu einer Goldschlägerform zu Paketen geschnürt. Mit immer schwerer werdenden Hämmern wird in meisterlicher Handarbeit das Gold immer weiter und dünner geschlagen, erneut geviertelt, zu Päckchen geschichtet und geschlagen.
Für das letzte Ausschlagen wird das Pergament Ochsenblinddarm (sog. Goldschlägerhäutchen) ersetzt. In die sogenannte Dünnschlagform passen 2000–2500 Goldblättchen à 6 x 6 cm zwischen Lagen von präpariertem Goldschlägerhäutchen, eingestäubt mit feinstem Fasergips. Dieser letzte Packen wird auch heute noch von Hand geschlagen. Mit einem 12 Kilo schweren Hammer wird in mehr als zwei Stunden insgesamt rund dreitausendmal auf das Goldbündel eingehämmert. Die Endstärke eines Blattes beträgt nach dem Schlagen 0,0001 mm = 100 nm = Einfachgold.
Zum Einlegen in die handelsüblichen Heftchen kommen die Goldblätter in den Zuschnitt. Die Zuschneider(innen) schneiden die in Blätter 80 mal 80 Millimeter große Goldblätter, oder auf Wunsch der Vergolder alle Masse innerhalb 60 bis 120 mm.
Dieses Blattgold wird oftmals nicht extra als Einfachgold gekennzeichnet. Ist ein Blattgold nicht ausdrücklich als besonders haltbar oder doppelt gekennzeichnet, handelt es sich um Einfachgold.
Doppelgold (Dicke etwa 1/4500 Millimeter) es wird wegen seiner Dicke und geringen Porösität gerne für Außenarbeiten verwendet.
Vergolden
Vergolden nennt man, das Belegen von Flächen mit Blattmetallen, vornehmlich mit Blattgold. Neben den traditionellen und historischen Arbeitsweisen, wird auch das Vergolderhandwerk immer wieder den Moden und Nachfragen seiner Epoche folgen. In Zusammenarbeit mit Architekten und Designern entstehen im Bereich der Objektgestaltung zunehmend Oberflächen, die auch eine zeitgemäße Umsetzung der Vergoldertechniken erfordern.
Dieses Thema von enormer Fülle kann an dieser Stelle nur angerissen werden. Neben der traditionellen Poliment- und Ölvergoldung, kennt der Vergolder über 20 Ornamenttechniken die hauptsächlich bei Stilobjekten vergangener Epochen angewendet werden.
Der Überblick hier reduziert sich auf die wichtigsten Arbeitsgänge und Materialien zur Herstellung einer einfachen Vergoldung.
Polimentvergoldung
Nur für den Innenbereich geeignet.
Das Trägermaterial für eine vergoldete Oberfläche ist ein saugender Untergrund. Traditionell Holz, Leinwand (für Gemälde mit vergoldeten Hintergründen) und Stuck (Gips). Hierauf lässt sich am besten der unverzichtbare Kreidegrund aufbauen.
Neue Techniken und Materialien ermöglichen uns aber schon seit vielen Jahren auch auf Metall, Kunststoff, Beton etc. einen Kreidegrundaufbau für Polimentvergoldungen.
Der Aufbau auf Holz beginnt mit dem Verputzen der Kannten und Ecken des Werkstückes. Mit einer heißen Leimtränke (Knochenleim und Wasser) die mit einem Borstenpinsel in das Holz einmassiert wird, werden nun die Poren des Holzes durch die Hitze geöffnet und der Leim bewirkt, dass die Poren geöffnet bleiben. Dies gilt als Voraussetzung dafür, dass der darauffolgende Kreidegrund (Hautleim, Wasser und Kreide) sich gut mit dem Holz verbindet. Der Kreidegrund wird von Hand in 1 bis 15 Schichten aufgetragen. Die Anzahl der Schichten hängt individuell vom Objekt, seiner Form, seiner Beschaffenheit und der folgenden Ornamenttechnik ab. Nach dem Grundieren wird der Kreidegrund erst nass dann trocken geschliffen, um eine glatte Oberfläche zu erhalten. Nach dem Entstauben des Obektes wird in mehreren Schichten das Poliment auf die zu vergoldende Fläche aufgetragen.
Das Poliment (Bolus) ist eine präparierte Tonerde, die mit feinstem Hautleim (Gelatine) angerührt wird. Das Poliment gibt es in den Naturfarben rot, schwarz, blau, gelb und weiß. Über die Jahre der Einflüsse der Moderne haben einige Werkstätten Wege gesucht und gefunden, die Polimente in den vielfältigsten Farben zu verändern, ohne an der Polierfähigkeit zu verlieren.
(Die Poliereigenschaft muss dem Poliment erhalten bleiben, wenn eine Hochglänzende Fläche das erklärte Ziel ist. Im Unterschied zur Mattvergoldung, bei der das Blattmetall nicht poliert wird, erzielt man eine Hochglanzfläche nur durch polieren mit einem Achat. )
Das Anschießen des Blattgoldes (Blattgold 8 x 8 cm, 9 x 9 cm oder auch nach Wunsch gefertigt; 8000stel mm dünn; 25 Blatt in einem Seidenpapierheft; 10 Hefte = 1 Buch, siehe Blattgoldherstellung) erfolgt über ein Vergolderkissen, -messer, Anschießpinsel, Netzpinsel und Netzwasser. Ein Blattgold wird aus dem Heft gelöst und auf das Lederkissen gelegt. Mit dem Messer schneidet man sich die Stücke, die man für die vorliegende Vergoldung braucht. Mit dem Anschießpinsel nimmt man das Blattgold auf, netzt (Wasser mit Spiritus) das Poliment und schießt das Gold auf die Fläche. Ein Blatt neben das andere. Die Feuchtigkeit zieht das Gold an das Poliment und die Gelatine bindet es. Nach dem Trocknungsprozess kann das Gold dann poliert werden.
Was nach der Metallisierung folgt ist ein Meer von Techniken von Werkstatt zu Werkstatt verschieden. Jeder Vergolder hat seine Handschrift für das Antikisieren bis zum Patinieren, für das ergänzende Fassen mit Farben und das Lackieren. Auch bei modernen Objekten wird je nach Ausführung ein Teil des Goldes so weggerieben, dass das Poliment durchscheint und die Färbung des Polimentes die Gestaltung mitbestimmt.
Das Durchreiben forciert traditionell den Alterungsprozess diverser Stilrahmen. Das Durchreiben bei zeitgenössischen Modellen ist als Form der Gestaltung zu werten.
Das Gold oder ganze Objekt wird Abschließend mit einer Lackschicht geschützt.
Video zu Poliment zubereiten
Video zu Poliment auftragen
Ölvergoldung
Für viele wird die Ölvergoldung als minderwertig eingestuft. Dieser Meinung muss widersprochen werden. Die anspruchsvollen handwerklichen Arbeitsweisen und vielfältigen Einsatzgebieten hauptsächlich auch für Außenvergoldungen setzt ein fundiertes Wissen, Materialkenntnisse und Können voraus. Der Eindruck des „Minderwertes“ entsteht bei Kritikern der Ölvergoldung vielleicht durch die Tatsache, dass hier neben Blattgold auch „wertlose“ Blattmetalle eingesetzt werden können. Vorausgesetzt man bezeichnet Messing, Alu oder Kupfer als minderwertige Metalle!
In unserem Betrieb verwenden wir alle Blattmetalle. Je nach Farbe oder gewünschte Struktur kommen diese gezielt in Einsatz.
Die Voraussetzung für eine Hochglänzende Blattvergoldung auf Öl ist ein tadelloser Aufbau des Untergrundes. Hier kommt neben dem bereits aus der Polimentvergoldung bekannte Aufbau eines Kreidegrundes, der lackiert für Ölvergoldungen im Innenbereich in Betracht kommt. Im allgemeinen aber bedient man sich für Innen- und Außenarbeiten einer Lackierung von Hand oder aus der Lackierkabine. Hierbei kommen die klassischen Aufbauschichten vom 2K Spachtel, Füller und Farblackierung. Ideal als direkter Gold- oder Metallgrund ist ein Epoxydharzlack. Wichtig ist, dass die Grundierung auf Hochglanz poliert wird. Nur eine optimale, glatte, hochglänzende Lackschicht lässt das Blattmetall ebenfalls hochglänzend erscheinen. In sich matte Lackierungen ergeben nach dem Belegen mit Blattmetallen ebenfalls nur eine matt wirkende Fläche.
Die Lackschicht wird entfettet und staubfrei vorbereitet. Mit Mixtion (Hochgereinigtes Leinöl) wird die Fläche eingeölt. Dabei ist es wichtig, dass die Ölschicht so dünn wie möglich, nur wie ein dünner Film aufgetragen wird. Nach 12 Stunden kann man beginnen das Blattmetall auf die geölte Fläche aufzutragen.
Nach einer mehrtägigen Trocknungsfase kann die Metallfläche weiterverarbeitet werden.
Bei Vergoldungen im Allgemeinen kann bei echtem Blattgold auf ein Schutzlack verzichtet werden – auch bei Außenarbeiten. Alle anderen Metalle sollte man mit einer Lackschicht zum Schutz überziehen um eine Oxydation zu vermeiden.
Lackeinbettung
Blattgold Oberflächen sind oft reine Dekorationsoberflächen und bedürfen der besonderen, sorgfältigen und aufmerksamen Pflege und Reinigung. Dennoch ist die Nachfrage auch für exklusive Nutzflächen stark. Im Ausbau von hochwertigen Jachten, Flugzeugen und Hotels sind vielfältige Designerideen und Kundenwünsche umzusetzen. Eine Nutzfläche mit Blattgold oder anderen Blattmetallen läßt sich nur durch einbetten in transparente, mehrschichtige, auf Hochglanz polierte Lacksysteme verwirklichen.
Andere Techniken
Schon im letzten Jahrhundert wurden in verschiedenen Werkstätten mit neuen, modernen Materialien Vergoldungen mit Blattgold und anderen Blattmetallen ausgetüftelt. Oberflächen wurden geschaffen die mit leichten Strukturen und drapierten Falten neue Effekte hervorriefen. Das Mixtion wurde ersetzt durch Lacke und flüssigem Kautschuk. Letzteres auch als Mixtion „deutsch“ bekannt.
Bei all der Vielfalt alter und neuer Techniken gibt es für alle Wünsche eine Lösung.
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